Kulturgut auf dem Darß Mehr als nur maritime Deko: Die Darßer Türen in Ahrenshoop

Bunt, handgefertigt und voller Geschichte, so kann man die Darßer Türen gut beschreiben. Dass sie zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO gehören, zeigt, wie viel historischer Wert in ihnen liegt. Wir verraten euch mehr über die historische Tradition.

Die Darßer Türen sind nicht nur eine schöne Sehenswürdigkeit auf dem Darß, sie tragen auch eine traditionsreiche Geschichte mit sich. In diesem Beitrag erfahrt ihr mehr über die Herstellung und den Ursprung der Darßer Türen. Außerdem zeigen wir euch, wo ihr die Darßer Türen selbst entdecken könnt und welche Holzmanufaktur seit sechs Generationen für ihre Herstellung verantwortlich ist.

Wie sehen die Darßer Türen aus?

Die Darßer Türen springen euch bei eurem Besuch auf dem Darß sofort ins Auge. Das liegt an ihrer farbenfrohen Gestaltung sowie den handgeschnitzten Ornamenten. Früher war die Auswahl der Farben noch auf Rotbraun, Grau und Grün begrenzt. Heute sind sie wesentlich auffälliger und bunter. Gefertigt sind die Türen meist aus Kiefernholz. Gefärbt wird das Holz mit Ölfarben, nachdem es vorher imprägniert wurde. Dadurch sind die Holztüren auch wetterfest. Die geschnitzten Ornamente sind sehr unterschiedlich. Dabei gibt es traditionelle Formen sowie moderne. Welche Bedeutung die Symbole gerade in traditioneller Form haben, erklären wir euch später im Beitrag.

Die Darßer Türen werden durch traditionsreiches Handwerk gefertigt. © Shutterstock, Jacob Lund
Die Leidenschaft für Handwerk und Holz ist für die Herstellung der Darßer Türen unumgänglich. © Shutterstock, Jacob Lund

Wieso sind die Darßer Türen Teil des immateriellen Kulturerbes?

Formen des immateriellen Kulturerbes zeichnen sich zum Beispiel in Tanz, Theater, Musik oder Handwerkskunst aus. Zu Letzterem gehört auch das immaterielle Kulturerbe – die Darßer Türen. Immaterielles Kulturerbe drückt sich durch menschliches Wissen und Können aus und vermittelt Kreativität, Kontinuität und Identität. Außerdem prägen die Kulturgüter häufig das gesellschaftliche Zusammenleben und ihre Traditionen.

Die handwerkliche Tradition und lange Geschichte der Darßer Türen sind Grund dafür, dass auch sie seit 2018 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören. Die Entscheidung liegt dabei gemeinschaftlich bei der Kultusministerkonferenz und den Beauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung.

Ein weiteres immaterielles Kulturerbe, das die maritime Geschichte auf dem Darß widerspiegelt, sind die Zeesboote. Die Boote werden aus Eichenholz gefertigt und sind bekannt für ihre charakteristischen braunen Segel. Wenn ihr mehr über diese Tradition erfahren wollt, schaut euch gerne diesen Beitrag genauer an.

Welche Geschichte steckt hinter den Darßer Türen?

Der heute als Urlaubsort bekannte Darß wurde in den letzten Jahrhunderten durch einige Veränderungen geprägt. Ausgehend von einer bäuerlichen, landwirtschaftlichen Gemeinde im 18.Jahrhundert prägte fortan vor allem die Seefahrt das Dorf. Der damit einhergehende wirtschaftliche Wandel führte auch zu einer Veränderung der typischen Hausformen. Das sogenannte “niederdeutsche Hallenhaus” galt als ideales Haus für eine bäuerliche Wirtschaft.

Nachdem die Segelschifffahrt beliebter wurde, änderten sich auch die Häuser. Diese wurden nun mit tragenden Außenwänden, einem Krüppelwalmdach und einer breiten Hausseite gebaut. Mittelpunkt des Hauses war nun die Eingangstür, der eine besondere Bedeutung zukam, sie galt nämlich als Statussymbol zu dieser Zeit. Die Tür wurde mit aufwendigen Verzierungen gestaltet, basierend auf der maritimen Kultur und der Darßer Segelschifffahrt. Damit entstanden die ersten Darßer Türen, die nicht nur als maritime Deko verstanden wurden, sondern als echtes Kulturgut. Neben den Türen wurde auch Giebelschmuck handgeschnitzt und an der Spitze des Hausdaches angebracht. Dieser gehört ebenso zu einem der ältesten und bedeutendsten Elemente der europäischen Architektur.

Die Darßer Türen sind eine architektonische Besonderheit. © Shutterstock, ricok
Bei der Gestaltung der Darßer Türen geht es um Tradition und Kreativität. © Shutterstock, ricok

Die Entwicklung der Darßer Türen

Die ersten Darßer Türen wurden etwa in den Jahren zwischen 1790 und 1850 gefertigt. Es waren zunächst einfache Brettertüren mit einem aufgesetzten Rahmen sowie bunten Verzierungen und einem Oberlicht. Die Motive standen damals meist für eine glückliche Rückkehr der Seefahrer. Inspiriert wurden die Türen von den exotischen Orten, die die Seefahrer besuchten, gemixt mit Einflüssen der Heimat. Als Verzierung wurden Symbole wie Anker, Blitze, Blüten, Initialen, Lebensbäume, Kreuze, Säulen, Sterne oder Tulpen und viele weitere genutzt. Vor allem die vermögenden Seemannsfamilien zeigten sich mit besonders kunstvollen Eingangstüren.

Von 1850 bis 1900 wurden die Türen als Füllungstüren konstruiert. Bei einer Füllungstür handelt es sich um eine Tür mit umlaufenden Rahmen, die durch drei oder mehr Füllungen je Flügel eingebaut wird. Diese Bauweise ist verglichen mit den Brettertüren edler. Die genutzten Symbole waren damals Delfine, Pinienzapfen, Krabben und Spitzbögen.

Von 1930 bis heute

Während des Ersten Weltkrieges hielt sich der Bau der schönen Türen in Grenzen. Von 1930 bis 1945 erlebten die Darßer Türen ihre Renaissance. Der Bürgermeister von Prerow bestellte 1931 eine Tür für das neue Gemeindeamt mit den traditionellen Darßer Motiven. Dies war auch der Anstoß für die neue farbenfrohe Gestaltung der Türen.

Bis zum Jahr 1989 wurden zahlreiche Türen gefertigt, die in ihrer Konstruktion und Gestaltung keine großen Veränderungen verzeichneten. Seit 1990 entwickelten die Hersteller die Türen mit verschiedensten historischen Techniken. Jedoch wurden auch weniger traditionelle Türen in der Industrie angefertigt. Doch die alten Darßer Türen mit handgemachten Motiven und Symbolen sind bis heute auf der Halbinsel Fischland Darß Zingst zu finden.

Wo werden die Darßer Türen hergestellt?

Die bekanntesten und mittlerweile tatsächlich die letzten verbliebenen Tischlermeister, die die historische Fertigung der Darßer Türen beherrschen, sind die Brüder René und Dirk Roloff. Bereits seit sechs Generationen führen die Künstler den Familienbetrieb auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Sie restaurieren alte Darßer Türen und stellen immer noch neue her. Die meisten Türen, die man im Ostseebad Prerow entdecken kann, haben sie gefertigt.

Für die Holzmanufaktur ist die Darßer Tür alles andere als nur maritime Deko am Haus. Tradition ist der Familie Roloff sehr wichtig. Sogar das Werkzeug, welches sie benutzen, ist teilweise bereits über 200 Jahre alt und immer noch im Gebrauch. Über 40 Werkzeuge sind nötig, um eine einzige Tür zu fertigen. Maschinell ist diese Arbeit kaum möglich.

Darßer Türen sind traditionell auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst zu finden. © Shutterstock, DR pics
Ein typisches Haus auf dem Darß hat sowohl ein Reetdach als auch eine Darßer Tür. © Shutterstock, DR pics

Wie sieht die Tradition der Darßer Tür heute aus?

Die Darßer Tür hatte bereits einige Hoch- und Tiefphasen, aber ist immer noch nicht wegzudenken. Sie gehört einfach zur Tradition auf dem Darß dazu. Das liegt auch an dem Veränderungsprozess, den die Darßer Tür mitgemacht hat. Es gibt weiterhin die traditionelle Darßer Tür, die mit typischen Schutzsymbolen verziert ist. Jedoch werden nun auch Motive entwickelt, die sich von den historischen abheben, ohne ihren alten Charme zu verlieren. Damit bleibt der Reiz der Darßer Türen stets erhalten und es wird nie langweilig, das Kulturgut in neuen Varianten zu entdecken.

Welche Bedeutung haben die verschiedenen Schutzsymbole?

In der Zeit der Seemannsgeschichte sollten die Darßer Türen ihre sichere Heimkehr voraussagen. Doch auch das Haus wurde dem Glauben nach durch die Schutzsymbole vor Krankheit, Geistern, Unwettern und Verlusten geschützt. Zunächst sollen die Türen einladend und freundlich wirken. Deshalb wurde oft das Motiv der Sonne genutzt. Weitere Motive und ihre Bedeutungen haben wir euch folgend aufgezählt:

  • der Lebensbaum als Sinnbild für die Lebensenergie
  • das Kreuz für die Abwehr des Bösen und zum Schutz der Kühe vor Hexerei
  • ein Sockel mit Schuppenmuster und nach oben zeigenden Spitzen bedeutet Schutz vor Blitzeinschlägen
  • Anker als Zeichen der Verbundenheit mit der Seefahrt
  • Tulpen und Blüten als Zeichen für das Leben und Fruchtbarkeit
Ahrenshoop ist der perfekte Urlaubsort für Kulturbegeisterte. © Shutterstock, ricok
Beim Schlendern durch Ahrenshoop werdet ihr einige Darßer Türen entdecken. © Shutterstock, ricok

Wo kann man die Darßer Türen sehen?

Die Darßer Türen begegnen euch auf jeden Fall bei eurem Besuch auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Haltet einfach mal beim Schlendern durch die Straßen die Augen auf und schon entdeckt ihr die wunderschönen bunten Türen. Eine Sammlung der Darßer Türen findet ihr außerdem im Darßmuseum Prerow. Wenn ihr Genaueres sehen wollt oder sogar eure eigene Tür gestalten wollt, könnt ihr in der Kunsttischlerei Roloff vorbeischauen.

Die Darßer Türen sind nicht nur auf dem Darß beliebt, sondern wurden auch schon bis nach Österreich, in die Schweiz, die Niederlande und nach Norwegen geschickt. Besonders die Darßurlauber wollen die Verbundenheit mit ihrem liebsten Urlaubsort mit nach Hause nehmen. Wem das Original zu groß ist, der kann sich eine Darßer Tür in Miniaturform als Souvenir kaufen.

Die Darßer Türen in Ahrenshoop besichtigen

Wenn ihr die Darßer Türen jetzt gerne in Echt sehen wollt, laden wir euch dazu ein, unseren wunderschönen Urlaubsort Ahrenshoop zu besuchen. Uns liegt unser Kulturgut sehr am Herzen und wir freuen uns darauf, euren Urlaub unvergesslich zu machen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Aufenthalt im Hotel THE GRAND Ahrenshoop, in einer Ferienwohnung oder einem Ferienhaus? Von dort aus könnt ihr alle Sehenswürdigkeiten auf dem Darß besichtigen.

Wir freuen uns auf euren Besuch!

Beitragsbild: © Shutterstock, Andreas Rose

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