Sturmflut, Herbststürme und Co. Herbstwetter bedeutet Küstenschutz an der Ostsee!

Die Jahrhundertflut der Ostsee ist dieses Jahr bereits 151 Jahre her – leider verloren damals 271 Menschen ihr Leben. Um so etwas zu verhindern, gibt es an der Ostsee den Küstenschutz. Was alles dazu gehört? Lest unseren Beitrag und findet es heraus!

Die Tage werden kürzer, der Wind frischer und das Meer kälter. Dies tut der Beliebtheit eines Ostseeurlaubs jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil: Auch im Herbst hat die Region einiges zu bieten. Eines, worüber sich Touristen keine Gedanken machen müssen, die Anwohner jedoch schon, sind Herbststürme, Unwetter und gegebenenfalls Hochwasser. Auf all diese Eventualitäten gilt es sich vorzubereiten. Welche Rolle der Küstenschutz dabei spielt, welche Arten es gibt und wie in ihn investiert wird, verraten wir euch jetzt.

Wofür wird der Küstenschutz genau benötigt?

Deutschland hat, mit den Küsten an der Nord- und Ostsee, insgesamt etwa 2.400 Kilometer Küstenlänge. Durch den Klimawandel schmilzt das Eis auf den Polkappen, der Meeresspiegel steigt und die Menschen, die in Küstennähe wohnen, sind zunehmenden Risiken ausgesetzt.

Extreme Wetterereignisse wie Sturmfluten, Hochwasser oder Überschwemmungen erschweren das Leben an der Küste und verändern diese stark. Es kommt zu fortschreitender Abtragung, Uferrückgang und Landverlust. Daher wird der Küstenschutz immer wichtiger, denn durch ihn werden Lebensräume erhalten.

Welche Arten von Küstenschutz gibt es?

Durch verschiedene Witterungsverhältnisse gibt es auch unterschiedliche Arten, die eigene Küste zu schützen. Doch welche sind das eigentlich?

Ebenfalls hilfreich - Betonblockbrecher. Diese schützen die Küste vor Überschwemmungen. © Shutterstock, Dies sind sogenannte "Betonblockbrecher". Diese werden auch als Funktion eingesetzt, um die Küste zu schützen. © Shutterstock, MagdaZarebska
Dies sind sogenannte „Betonblockbrecher“. Sie werden eingesetzt, um die Küste zu schützen. © Shutterstock, MagdaZarebska

Buhnen und Steinwälle

Unter dem Begriff Steinwall könnt ihr euch vielleicht etwas vorstellen. Dabei handelt es sich um lange Anlagen aus Stein, die ins Meer hinausragen. Auch die Buhnen führen im rechten Winkel vom Strand bis weit ins Wasser hinein. Im Gegensatz zu den Steinwällen handelt es sich hierbei allerdings um Pfähle aus Holz oder Beton. Buhnen werden unter anderem auch als Kribbe, Stack, Schlenge oder Höft bezeichnet.

Deiche

Entlang der Küstenlinie findet man sie überall – die aufgeschütteten Erdwälle namens Deiche. Im Kern bestehen Deichbauten aus Sand, der durch eine tonige Kleibodenschicht abgedichtet wird. Zum Schutz vor Erosion durch verschiedene Wetterbedingungen wird auf dem Deich Gras gepflanzt.

Von der Meerseite steigen Deiche an, um die Wellen bremsen zu können. Am Deichfuß, der landseitig verläuft, ist oft ein sogenannter Verteidigungsweg, auf dem Fahrzeuge mit Hilfskräften und Sandsäcken heranfahren können. Aufgrund des Klimawandels müssen Deiche immer wieder in Höhe und Stabilität angepasst werden, um den Gefahren Stand zu halten.

Sandvorspülung

Bei der Sandvorspülung befindet sich ein Spezialschiff auf dem Meer und saugt Sand vom Meeresboden ein. Sobald das Schiff voll beladen ist, bringt es den Sand an den Strand. Durch ein Rohr, welches sich im Wasser befindet, wird der Sand an den Strand gepumpt. Dieses Verfahren ist zwar sehr kostspielig, schützt die Küste aber vor dem Landverlust.

Im Wasser kann man die vorhandenen Buhnen erkennen.
Im Hintergrund lassen sich die Buhnen im Wasser erkennen.

Welche Funktionen haben Buhnen und Steinwälle?

Sowohl die Buhnen als auch die Steinwälle dienen als Schutzanlagen für das Ufer beziehungsweise die Küste. Sie sollen die Geschwindigkeit der Meeresströmung abbremsen, um die Sanderosion und somit auch das Abtragen des Landes zu reduzieren.

Der Steinwall bei uns in Ahrenshoop verläuft parallel zur Linie der Küste und hat den Sinn, die Wellen zu brechen. Dadurch wird die Landzunge geschützt. Neben den Buhnen sollen laut dem Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt übrigens sandreiche Strände, Seedeiche, Dünen sowie Küstenschutzwälder dafür sorgen, dass die Landabtragung vermindert wird.

4,5 Millionen Euro für Küstenschutz in Ahrenshoop

„Die Verstärkung des Deiches ist in den letzten Jahren notwendig geworden. Die regelmäßigen Sandauf­spülungen vor der Küste des Darß waren als Teil der Küstenschutzmaßnahmen nicht mehr mit den Zielen des Nationalparkes vereinbar, sodass unsere Expertinnen und Experten eine neue Lösung finden mussten.

Das neue Küstenschutzkonzept für den Bereich des Fischland-Darß trägt nun sowohl dem Naturschutz als auch dem Schutz vor Sturmfluten Rechnung“, wird der für Küstenschutz zuständige Minister Backhaus auf der Seite des Portals gwf Wasser + Abwasser zitiert.

Da der dortige Küstenschutz bislang nur aus Sand, Deich und der Landesküstenschutzdüne bestand, musste etwas Neues her. Um den Deich zu stärken, wurde die Böschung in Richtung Meer weiter abgeflacht.

Außerdem wurde sie neu abgedichtet. Durch die Abflachung wurde eine ca. vier bis fünf Meter breite zusätzliche Fläche geschaffen. Für diesen Vorgang mussten allerdings Bäume weichen. Um dies zu kompensieren, wurden neue Bäume angepflanzt. Ebenfalls wurden Amphibienschutzzäune errichtet und Ersatzhabitate angelegt.

Insgesamt circa 16,5 Millionen Euro für den Küstenschutz

Auf gwf Wasser + Abwasser wurde eine geschätzte Investitionssumme von rund 16,5 Millionen Euro im Jahr 2022 für den Küstenschutz in Mecklenburg-Vorpommern genannt. An der Finanzierung beteiligte sich der Bund mit 70 Prozent im Rahmen der “Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes”.

Die restlichen 30 Prozent wurden durch das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern finanziert. In Ahrenshoop umfassten die Maßnahmen einen Betrag von rund 10,5 Millionen Euro. Sechs Millionen wurden für die Aufspülung von Sand benötigt und rund 4,5 Millionen für die Deichverstärkung. Also sind rund zwei Drittel der Gelder in den Küstenschutz von Ahrenshoop geflossen, um die bebauten Gebiete vor Überflutungen zu schützen.

Damit die Küste nicht vom Wasser zerstört wird, muss es Küstenschutz geben.
Ein Herbststurm kann viel Kraft mit sich bringen und die Strände verwüsten.

Die Jahrtausendflut von 1872

Vor 151 Jahren in der Nacht vom 12. auf den 13. November suchte eine Sturmflut die Küsten von Dänemark bis nach Pommern heim. Seitdem ist das Wasser nicht mehr so hochgestiegen wie in dieser Nacht. Es kommen viele Faktoren zusammen, die zu einer Sturmflut führen können. Dazu gehören die Windstärke, die Windrichtung, die Strömungsverhältnisse, das Wetter vor dem Sturm und die Beschaffenheit der Küste.

Das Wasser ging zurück und kam mit aller Macht wieder

Es fing alles mit einem Sturm aus Südwest an. Für November ist das eigentlich nicht ungewöhnlich. Die Wassermassen, die sich in der Ostsee befanden, schwappten nach Russland und Finnland hinüber.

Die Nordsee drückte ihre Wassermassen in die westliche Ostsee und auf einmal schlug der Wind um. Aus dem vorangegangenen Sturm entstand ein Orkan aus nordwestlicher Richtung. Das Wasser aus der Ostsee flutete zurück. Da das Wasser allerdings nur sehr langsam rückläufig in die Nordsee fließen konnte, staute es sich.

Durch das Stauen des Wassers hatten manche Pegelstände Wassermassen von mehr als 3,3 Meter über Normal gemessen. Durch die weit nach Nordosten geöffnete Eckernförder Bucht trug die Stadt wohl die schwersten Schäden der Sturmflut davon.

In einer sehr kurzen Zeit wurde der Damm, der den Binnensee Windebyer Noor von der Ostsee trennt, zerstört. Die komplette Stadt wurde geflutet und von der restlichen Außenwelt abgeschnitten.

271 verloren in der Sturmflut ihr Leben

Leider hinterließ die Sturmflut nicht nur landschaftliche Schäden; 271 Menschen verloren dabei ihr Leben. 2850 Häuser wurden zerstört oder sehr stark beschädigt. 15.160 waren nach der Sturmflut obdachlos und über 10.000 Haus- und Nutztiere ertranken in den Fluten.

Auf diesem lassen sich Buhnen gut erkennen.
Wenn ihr nun Buhnen im Wasser seht, wisst ihr, was es damit auf sich hat.

Sturmflut heute?

Seit der Jahrtausendflut 1872 ist das Wasser bisher nicht mehr so hochgestiegen. Dennoch dient die Sturmflut noch heute als Grundlage für Berechnungen beim Ausbau der Küstenschutzanlagen.

Schließlich kann eine Naturkatastrophe wie die von 1872 immer wieder passieren. Insbesondere, wenn wir den Klimawandel mit einbeziehen. In Mecklenburg-Vorpommern wären heute mehr als 180.000 Menschen von einer Flut bedroht. Im Falle einer Sturmflut an der Ostsee wäre in der Stadt Warnemünde mit einem Schaden von etwa 200 Millionen Euro zu rechnen.

Die Ostsee im Herbst in Ahrenshoop

Durch den Klimawandel wird es für uns immer wichtiger, auch unsere Küsten zu schützen, den Tieren einen sicheren Lebensraum zu bieten und unseren Nationalpark zu bewahren. Ein Urlaub im Herbst bei uns in Ahrenshoop ist auf jeden Fall erlebenswert. Schaut doch einfach mal vorbei – wir freuen uns auf euch!

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